Fundamentalismus
Fundamentalismus & Konversionstherapien
Im Hinblick auf das Thema HomosexualitĂ€t scheinen religiöse Fundamentalisten â egal, ob diese im radikalen Islam, orthodoxen Judentum oder im Christentum wurzeln â davon auszugehen, dass HomosexualitĂ€t ein Zeichen des Verfalls, der Dekadenz einer Gesellschaft, kurz: der abgrundtiefen SĂŒndhaftigkeit darstelle. Deshalb wird HomosexualitĂ€t in fundamentalistischen Religionen oder Religionsgemeinschaften vehement bekĂ€mpft.
Insbesondere hat die HuK immer wieder mit einer AusprĂ€gung des christlichen Fundamentalismus zu tun, wie er sich in einigen evangelikalen Gruppen Ă€uĂert. Deshalb können Sie auf dieser Seite insbesondere Texte zu evangelikalen Themen finden. Links auf Quellen evangelikaler Organisationen und einzelner WortfĂŒhrer sollen den Einblick in die Gedankenwelt und Argumentationsweisen evangelikaler Hardliner im Kampf gegen gelebte und gesellschaftlich anerkannte HomosexualitĂ€t ermöglichen.
Dabei sei ausdrĂŒcklich darauf hingewiesen, dass die HuK nicht die Ansicht vertritt, jede ĂuĂerung von Evangelikalismus sei fundamentalistisch. In der HuK selbst gibt es eine Reihe von Mitgliedern mit pietistisch-evangelikalen Wurzeln. Manche haben sich davon â nicht ohne Schmerzen! â entfernt. Anderen sind diese Wurzeln in ihrem Leben weiter wichtig geblieben. Evangelikal zu sein kann einfach einen bestimmten Frömmigkeitsstil beinhalten, eine Vorliebe fĂŒr besondere Formen, Gottesdienste zu feiern, zu beten, Lieder zu singen. Dies muss prinzipiell möglich sein, solange der Glaube nicht fordert, andere Menschen auszugrenzen, die dem eigenen Menschenbild, der eigenen Glaubensvorstellung nicht entsprechen.
Ein Thema, das stark mit christlichem Fundamentalismus zusammenhĂ€ngt, besteht in einer Bewegung, Homosexuelle mit Konversionstherapien von ihrer HomosexualitĂ€t zu "heilen". Nach wie vor gibt es keine umfassende wissenschaftliche Erkenntnis darĂŒber, wie HomosexualitĂ€t entsteht und ob die sexuelle IdentitĂ€t in irgendeine Richtung verĂ€nderbar ist. Festzustehen scheint, dass sich menschliche SexualitĂ€t auf vielfĂ€ltige, auch graduell fein abgestufte Weise zwischen reiner HomosexualitĂ€t und reiner HeterosexualitĂ€t Ă€uĂern und bewegen kann. Und obwohl die American Psychiatric Association 1973 HomosexualitĂ€t aus der Liste der psychischen Erkrankungen gestrichen und dargelegt hat, dass Homosexuelle nicht krank und daher auch nicht zu therapieren seien, gibt es weiterhin Organisationen, Politiker_innen und (vermeintliche, meist in der Fachwelt umstrittene) Wissenschaftler_innen, die davon ausgehen, dass HomosexualitĂ€t eine grundsĂ€tzlich krankhafte Persönlichkeitsstörung darstellt und therapierbar, ja sogar therapierbedĂŒrftig sei. AuffĂ€lligerweise sind sĂ€mtliche BemĂŒhungen in diese Richtung durchdrungen von religiösen AnsĂ€tzen (hĂ€ufig von evangelikaler PrĂ€gung), die aber zunehmend verschleiert werden.
Die HuK erkennt prinzipiell eine groĂe Gefahr in der Verquickung religiöser und psychotherapeutischer Arbeit und plĂ€diert fĂŒr eine strikte Trennung von christlicher Seelsorge und psychologischer Therapie. Wir gehen davon aus, dass eine tatsĂ€chliche vollstĂ€ndige VerĂ€nderung der sexuellen IdentitĂ€t eher nicht möglich ist und der Versuch schwere psychische SchĂ€den nach sich ziehen kann. Zwar gestehen wir es gerade religiös geprĂ€gten Menschen zu, unter ihrer HomosexualitĂ€t u. U. leiden und zur Behebung dieses Leidens professionelle Hilfe in Anspruch nehmen zu können. Wir sind jedoch der Ăberzeugung, dass das Leiden nicht durch die Veranlagung selbst, sondern durch negative gesellschaftliche Reaktionen darauf ausgelöst wird und eine Therapie daher an dieser Stelle anzusetzen hat.
So sieht die HuK ihre vornehmliche Aufgabe darin, in diesem Bereich durch fundierte, sachliche Auseinandersetzung mit den so genannten wissenschaftlichen Grundlagen der Therapie-Konzepte AufklĂ€rung zu betreiben. Vernetzt mit anderen Gruppen wie Zwischenraum, wollen wir Alternativen zu einer schĂ€digenden Therapie und Wege zu einem Leben aufzeigen, in welchem die homosexuelle Veranlagung angenommen und gelebt werden kann, frei von Konflikten zwischen sexueller und religiöser IdentitĂ€t. AuĂerdem sei auf die Webseite exgay-observer hingewiesen, die ĂŒber internationale Ex-Gay-Organisationen informiert und deren Arbeit beobachtet und kritisch kommentiert. Auch hier gibt es eine FĂŒlle von Material zum Thema. Ebenso sei auf Beratungsangebote zum Thema Konversionstherapien in- und auĂerhalb der HuK hingewiesen.
Texte zum Thema evangelikaler Fundamentalismus
Hier finden Sie Texte, die sich grundlegend mit dem Thema evangelikaler Glaube und seine fundamentalistischen Erscheinungen auseinandersetzen.
Evangelikal motivierte Konversionstherapien
Bestimmte fundamentalistische Richtungen der evangelikalen gesellschafts- und kirchenpolitischen Arbeit vertreten die Ansicht, HomosexualitĂ€t wĂ€re eine Störung, die sich durch Therapien reparieren oder heilen lieĂe. Wir haben hier einige eigene Texte und Links zu Texten zusammengestellt, die sich mit dem Thema evangelikal motivierte Konversionstherapien auseinandersetzen.