Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche zur Ehe für alle
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihre Haltung zur Ehe für alle geändert. Angesichts überdeutlicher Zustimmung in der Bevölkerung und bei allen möglichen Koalitionspartnern will sie die Ehe-Öffnung im Bundestag zur Gewissensentscheidung machen. Dazu sagt Markus Gutfleisch von der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK):
Wir fordern seit langem die Ehe für alle, weil wir sie für zutiefst christlich halten. Sie ist christlich, weil sie das Zusammenleben in lesbischen und schwulen Partnerschaften als gleichwertig definiert und umständliche, diskriminierende Sonderbestimmungen überflüssig macht.
Blockadehaltung unwürdig
Für uns ist die langjährige Blockadehaltung der Union, die seit 2005 Regierungspartei ist, unwürdig. Gesellschaftspolitische und theologische Diskussionen hatten uns sehr ermutigt, zum Beispiel die Orientierungshilfe der Evangelischen Kirche „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit – Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken”. Die Expertenkommission legte 2013 gute theologische Argumente für eine Öffnung des Ehe- und Familienverständnisses vor, wurde aber vom Rat der EKD ausgebremst. Innerhalb der Unionsfraktion hat sich bisher nur eine kleine Gruppe für die Ehe für alle ausgesprochen.
Bleiben Gegner der Ehe für alle im Abseits?
Unionsfraktionschef Kauder, die Konservativen in der Partei und die katholischen Bischöfe stehen mehr als je im Abseits. Mit ihrem kläglichem Widerstand gegen gleiche Rechte, gegen neue theologische Sichten ist weiter zu rechnen. Solcher Einfalt setzt die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche seit 40 Jahren gelebte Vielfalt entgegen. Kirchtürme, so sagen wir, müssen Menschen zur Begegnung mit dieser Vielfalt einladen. Sie dürfen keine Macht- oder Blockadeinstrumente sein. Die Deutsche Bischofskonferenz muss das Sehnen von Lesben und Schwulen nach dem Segen Gottes für ihre Partnerschaften, die sie als Ehe verstehen, ernst nehmen.
Gegen das Familien- und Gesellschaftsbild der Rechten
Das Hickhack verschiedener Parteien rund um die Ehe für alle irritierend. Dennoch setzt es ein klares Signal gegen die AfD, die mit einem völlig überholten Familenbild versucht, Wahlkampf zu machen. Eine klare Distanzierung von diesem Familien- und Gesellschaftsbild ist christlich, da sind sich viele von Linkspartei bis CSU einig. Wir hoffen, dass sich die katholischen Bischöfe diesem Bündnis nicht verweigern.