22. Februar 2021. AnlĂ€sslich der FrĂŒhjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz vom 23. bis 25. Februar 2021 richten katholische FrauenverbĂ€nde, Betroffenengruppen und Reforminitiativen einen eindringlichen Appell an die deutschen Bischöfe. Das katholische LaienbĂŒndnis hĂ€lt konstruktive Dialoge und Perspektiven, besonders hinsichtlich des Synodalen Weges, fĂŒr dringend erforderlich:
âSolange nicht eine ehrliche, offene und vollstĂ€ndige Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in allen deutschen BistĂŒmern auf wissenschaftlich hohem Niveau und gleichem Standard erfolgt, werden die ReformbemĂŒhungen des Synodalen Weges ins Leere laufen.â
Sexualisierte Gewalt
Das BĂŒndnis fordert eine objektive, unabhĂ€ngige und vollstĂ€ndige Aufarbeitung der MissbrauchsfĂ€lle in der katholischen Kirche sowie eine strafrechtliche Verfolgung der TĂ€ter, eine kirchenrechtliche Ahndung der Vertuscher und die AufklĂ€rung durch staatliche Stellen â wenn dies noch möglich ist:
âNehmen Sie die Betroffenen ernst â anstatt sich selbst als Opfer darzustellen! Sexualisierte Gewalt und das erfahrene Leid sind nicht wiedergutzumachen. Deshalb ist es das Mindeste, die Taten aufzuklĂ€ren und aufzuarbeiten, die Verantwortlichen fĂŒr mögliche Vertuschungen zu benennen und die Betroffenen angemessen zu entschĂ€digen.â
Sexualmoral
âDie Kirche braucht einen neuen und positiven Zugang zur SexualitĂ€t, ihrer bewussten Gestaltung und der Tatsache, dass SexualitĂ€t zum Leben gehört. Heterosexuelle, Lesben, Schwule, trans- und intergeschlechtliche Menschen â alle gehören gleichwertig zu unserer Kirche. Es darf hier keine Verurteilungen und Diskriminierungen mehr geben.â
Gleichberechtigung
âDer Zugang zu allen Diensten und Ămtern darf nicht mehr nur MĂ€nnern vorbehalten bleiben. Dies widerspricht dem christlichen Menschenbild und den Allgemeinen Menschenrechten. Allen Menschen muss endlich der Zugang gewĂ€hrt werden. Es gibt keinen Grund, jemanden kategorisch auszuschlieĂen. Berufung ist keine Frage des Geschlechts.â
Machtstrukturen
âKlerikale Machtstrukturen tragen immer die Gefahr des Machtmissbrauchs in sich; sie mĂŒssen endlich aufgebrochen und verĂ€ndert werden. Kirche soll ein Ort fĂŒr alle Menschen sein und nicht hierarchisches Machtkonstrukt weniger Einzelner. Synodale und partizipative Strukturen sind deshalb jetzt gefordert, bei denen sich viele einbringen können und gemeinsam Verantwortung ĂŒbernehmen.â
Angesichts sehr unterschiedlicher Positionen innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz appelliert das LaienbĂŒndnis an die deutschen Bischöfe: âWir â als groĂer Teil des Kirchenvolks â sind gemeinsam auf einer Linie. Die Zeit des Hinhaltens, des Vertuschens, der immer noch schleppenden AufklĂ€rung sexualisierter Gewalt und der toxischen Machtstrukturen muss endgĂŒltig vorbei sein. Notwendig sind jetzt klare Worte und â vor allem â deutliche Taten, durch die die Kirche wieder glaubwĂŒrdig und positiv erlebt werden kann.â
In Anbetracht der steigenden Kirchenaustrittszahlen stellen die Akteur*innen abschlieĂend die mahnende Frage an die Bischöfe: âWelche Zukunft hat die Kirche ohne GlĂ€ubige?â Das BĂŒndnis appelliert eindringlich: âVerspielen Sie die letzte Chance nicht!â
Dem Appell angeschlossen haben sich die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) â Bundesverband e.V., der Katholische Deutsche Frauenbund e.V. (KDFB), die Reformbewegungen Wir sind Kirche und Maria 2.0 sowie das Katholische LSBT+Komitee. Die Betroffeneninitiativen Eckiger Tisch e.V. und MojoRed e.V. unterstĂŒtzen die katholische Laienbewegung.
Informationen zu den beteiligten Akteuren:
Eckiger Tisch e.V.
Eckiger Tisch e.V. ist ein gemeinnĂŒtziger Verein, der die Interessen von Betroffenen sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen speziell im Kontext der Katholischen Kirche vertritt. Der Verein berĂ€t und unterstĂŒtzt Betroffene. Er stellt Ăffentlichkeit her und versucht auf Politik, Kirche und Gesellschaft einzuwirken, damit alles getan wird zur Ăberwindung von sexuellem Kindesmissbrauch durch Kleriker. Der Eckige Tisch arbeitet an der internationalen Vernetzung von Betroffeneninitiativen und bietet Beratung fĂŒr Institutionen an, die sichere und kompetente Orte fĂŒr den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt werden wollen.
Pressekontakt:
Matthias Katsch
www.eckiger-tisch.de
Katholischer Deutscher Frauenbund e.V. (KDFB)
Der Katholische Deutsche Frauenbund e.V. (KDFB) ist ein unabhĂ€ngiger Frauenverband mit bundesweit 180.000 Mitgliedern. Seit der GrĂŒndung 1903 setzt er sich fĂŒr eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in Politik, Gesellschaft und Kirche ein.
Pressekontakt:
Ute HĂŒcker
0221-8609224
www.frauenbund.de
Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) â Bundesverband e.V.
Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) â Bundesverband e.V. ist mit rund 450.000 Mitgliedern der gröĂte katholische und einer der gröĂten FrauenverbĂ€nde Deutschlands. Mit der Aktion â#MachtLichtAnâ setzt sich die kfd seit 2018 fĂŒr eine lĂŒckenlose AufklĂ€rung des Missbrauchsskandals ein und eine Erneuerung der Kirche ein; insbesondere auch fĂŒr den Zugang von Frauen zu allen Diensten und Ămtern, fĂŒr den symbolisch das Purpurkreuz steht.
Pressekontakt:
Julia Kaballo
0211-4499225
0170- 3805022
www.kfd.de
Katholisches LSBT+Komitee
Das Katholische LSBT+Komitee ist ein kirchenpolitisches ArbeitsbĂŒndnis von Katholik*innen aus verschiedenen christlichen LSBT+Gruppen und setzt sich fĂŒr die Gleichberechtigung von LSBT+Personen in der römisch-katholischen Kirche ein. Zu den Mitgliedsgruppen des Katholischen LSBT+Komitees zĂ€hlen Ăkumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) e. V., Netzwerk Katholischer Lesben e.V. (NkaL), AG Schwule Theologie e.V., Katholische Schwule Priestergruppen Deutschlands (KSPD), KjGay der KjG (Katholische junge Gemeinde), Lesbischwule Gottesdienstgemeinschaften (LSGG), Initiative Homo Cusanus und Einzelpersonen.
Pressekontakt:
Veronika GrÀwe &
Dr. Michael Brinkschröder
01577-8814399
www.regenbogenforum.de/lsbt
Maria 2.0 (MĂŒnster)
Maria 2.0 versteht sich als Graswurzelbewegung, die sich fĂŒr eine radikale Reform in der römisch-katholischen Kirche engagiert. Die Bewegung entstand 2019 in MĂŒnster, sie ist divers und mittlerweile in ganz Deutschland und darĂŒber hinaus aktiv.
Pressekontakt:
Monika Schmelter
0171-3451765
www.mariazweipunktnull.de
MoJoRed e.V.
MoJoRed e.V. ist ein gemeinnĂŒtziger Verein, der sich fĂŒr die Interessen der Betroffenen sexualisierter Gewalt in Bildungsinstitutionen des Redemptoristenordens einsetzt. MoJoRed e.V. wurde 2010 gegrĂŒndet und gehört heute zu einem Verbund von Initiativen, in dem Opfer des Missbrauchs durch Kleriker gemeinsam gegen das Vergessen, fĂŒr AufklĂ€rung und fĂŒr EntschĂ€digung der lebenslangen Folgen kĂ€mpfen.
Pressekontakt:
Sylvia Witte
Winfried Ponsens
www.missbrauchsopfer-josephinum-redemptoristen.de
Wir sind Kirche
Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche entstand 1995 in Ăsterreich nach dem Missbrauchsskandal um den Wiener Kardinal GroĂ«r, setzt sich fĂŒr eine Reform der römisch-Katholischen Kirche auf der Grundlage des Zweiten Vatikanischen Konzils ein und ist international vernetzt.
Pressekontakt:
Magnus Lux
0176-41707725
Christian Weisner
0172-5184082
Sigrid Grabmeier
0170-86 26 290